Ein Versuch, Bitcoin politisch einzuordnen.

Bitcoin ist rechts. – Zumindest, wenn man den gängigsten Medienberichten Glauben schenkt. Doch ist diese politische Einordnung korrekt? Wir schauen genauer hin.

Ein Versuch, Bitcoin politisch einzuordnen.

In den Medien wird Bitcoin oftmals in eine bestimmte politische Ecke gedrängt. In eine Ecke, die individuelle Freiheit über soziale Gleichheit setzt. Und in eine Ecke, die vor allem in rot-grünen Kreisen grosse Ablehnung findet.

Du weisst bereits, wovon ich spreche:

Bitcoin ist rechts. – Zumindest, wenn man den Berichten der Mainstream-Medien vertraut.

Während Bitcoin in der Tat Gemeinsamkeiten mit der rechten Politik hat, so vertritt die virtuelle Währung bei genauerem Hinschauen ebenso Werte der linken Politik.

Du glaubst uns nicht? Dann lies den Artikel bis zum Ende.

Heute versuchen wir, Bitcoin politisch einzuordnen. Eines jedoch vorweg: Das dezentrale Geld ist paradoxerweise gleichzeitig hochgradig politisch sowie komplett unpolitisch.

Ist Bitcoin rechts?

Um diese Frage zu klären, müssen wir zuerst definieren, was "rechts" im politischen Kontext überhaupt bedeutet.

Bitte beachte, dass wir keine Politikwissenschaftler sind und uns hier auf die Ansichten der breiten Öffentlichkeit beziehen. Das rechte Spektrum enthält unzählige unterschiedliche Ausprägungen und Überzeugungen, auf die wir nicht alle eingehen können.

Wir verallgemeinern deshalb den Begriff "rechts" sehr stark.

Grundsätzlich geht die politische Rechte von einer Ungleichheit der Menschen aus und befürwortet eine Hierarchie mit traditionellen Werten und Normen. Merkmale wie Nationalismus, Konservatismus und Marktliberalismus werden typischerweise eher dem rechten Spektrum zugeteilt.

Lass uns diese 3 Merkmale genauer unter die Lupe nehmen:

Marktliberalismus

Dass Bitcoin zum Ziel hat, das staatliche Geldmonopol einzuschränken und damit den freien Markt (auch in Bezug auf Geld) zu fördern, ist kein Geheimnis.

Nicht ohne Grund wurde Bitcoin so konzipiert, dass Zentralbanken und Regierungen kaum einen Einfluss auf das dezentrale Geld nehmen können. Nur so besteht wahrscheinlich eine realistische Chance, Geld und Staat zu trennen.

Zwar steht das Ziel „Geld und Staat zu trennen“ unseres Wissens nirgendwo auf einem Parteiprogramm. Nichtsdestotrotz ist es allgemein bekannt, dass die politische Rechte staatliche Einflüsse in die Wirtschaft grösstenteils ablehnt.

Bitcoin und Marktliberalismus, wie es teilweise rechte Parteien fordern, passen deshalb sehr gut zusammen.

Konservatismus

Auch beim Thema Konservatismus weist Bitcoin und das rechte Spektrum einige Ähnlichkeiten auf.

So sind Konservative ebenso wie Bitcoiner gegen Veränderungen skeptisch eingestellt. Konservative, wenn es sich um neue Regulierungen handelt. Und Bitcoiner, wenn es um Anpassungen am Programmcode geht.

Aufgrund der Dezentralität und des Konsensmodells, welches Bitcoin nutzt, benötigt jede Protokoll-Änderung eine breite Zustimmung der Community. Und da jede Änderung ein Sicherheitsrisiko darstellen kann, ist die Community besonders vorsichtig.

Damit stellt sie sicher, dass jede Anpassung gut durchdacht ist und die Sicherheit des Netzwerks nicht beeinträchtigt wird.

Nationalismus

Doch wie sieht es mit Nationalismus aus?

Naja. Hier hat wohl Bitcoin am wenigsten mit der rechten Politik gemeinsam. Denn Bitcoin operiert unabhängig von nationalen Grenzen und schenkt den Zielen und Interessen von einzelnen Ländern keine Beachtung.

Klar. Staaten können die digitale Währung als Werkzeug zum Erreichen ihrer eigenen Interessen nutzen (siehe beispielsweise El Salvador), doch Bitcoin kennt weder ethnische Zugehörigkeiten, noch Unterschiede zwischen Nationen. Vielmehr sorgt er dafür, dass die Globalisierung durch die einfache Möglichkeit, Geld über Landesgrenzen hinwegzusenden, weiter voranschreitet. Ein Trend, der vor allem vor dem zweiten Weltkrieg noch stark von linken Gruppierungen befürwortet wurde.

Bitcoin als rechts zu bezeichnen, würde dem virtuellen Geld entsprechend nicht gerecht werden.

Und das bringt uns zur nächsten Frage:

Bevor wir diese Frage beantworten, auch hier wieder die Bemerkung: Das linke Spektrum ist ähnlich heterogen wie das rechte. Deshalb können wir nicht auf alle Ausprägungen eingehen und pauschalisieren den Begriff "links" sehr stark.

Grundsätzlich geht die linke Politik von der Gleichwertigkeit der Menschen aus. So vereint sie die Passionen sozialen Gerechtigkeit, Umweltschutz und Antikapitalismus.

Auf den ersten Blick hören sich diese Eigenschaften überhaupt nicht nach Bitcoin an, nicht wahr?

Nun ja. Schauen wir uns die einzelnen Punkte möglichst vorurteilslos an.

Soziale Gerechtigkeit

Linke Politik betont oft die Notwendigkeit, soziale Ungleichheit zu verringern und Chancengleichheit zu fördern – gerade im Hinblick auf finanzielle Disparitäten. Dazu setzen sie sich oft für Programme ein, die speziell benachteiligten Gruppen helfen sollen.

Bitcoin hingegen versucht, am Kern des Problems anzusetzen und das System fundamental zu ändern.

Ungleichheiten in der Einkommens- und Vermögensverteilung kommen unter anderem vom Gelddrucken und vom Cantillon-Effekt. Ein Effekt, der beschreibt, dass neu geschaffenes Geld nicht gleichmässig auf die Bevölkerung verteilt wird. Es gewinnen diejenigen, die (bildlich gesprochen) näher am Gelddrucker sitzen. Pflegefachleute, Handwerker, und andere Arbeitnehmer profitieren praktisch nicht.

Im Gegenteil, sie tragen die Kosten der Inflation.

Kurz gesagt: Der Cantillon-Effekt begünstigt die klassischen "Eliten", die von der linken Seite regelmässig kritisiert werden. Bitcoin könnte diesen Effekt reduzieren und zu mehr Chancengleichheit führen.

Umweltschutz

Das Thema Umweltschutz möchten wir kurz halten, da wir bereits einen eigenen Artikel darüber geschrieben haben.

Zur Erinnerung:

  • Bitcoin-Mining benötigt sehr viel Strom.
  • Der Strom kommt zu etwa 60% aus erneuerbaren Energien.
  • Der Strom-Mix von Bitcoin ist im Vergleich zu anderen Industrien schon ziemlich nachhaltig.
  • Bitcoin fördert aus rein wirtschaftlichen Gründen den Ausbau von erneuerbaren Energien.

Entgegen den Berichten der Mainstream-Medien kann Bitcoin also helfen, die Klimaziele zu erreichen.

Antikapitalismus

Die politische Linke sieht im Kapitalismus die Wurzel aller Übel.

Soziale Ungleichheit, Ausbeutung der Arbeitnehmenden und Ausnutzung der breiten Bevölkerung; all das seien Folgen der gierigen Unternehmen und Reichen, bzw. der "Finanzelite".

Links orientierte Parteien fordern deshalb mehr Regulierungen und eine stärkere Umverteilung.

Dass Bitcoin den freien Markt (auch beim Thema Geld) fördert und trotzdem die ungerechte Vermögensverteilung (getrieben durch den Cantillon-Effekt) reduzieren könnte, scheint paradox.

Noch paradoxer scheint es jedoch, dass Bitcoin ebenfalls die Finanzelite kritisiert.

Aus gutem Grund fand die erste Transaktion im Januar 2009 statt. Bitcoin ist die direkte Antwort auf die Finanzkrise. So hat Satoshi Nakamoto, der Erfinder von Bitcoin, seinen Unmut bereits im ersten Block zum Ausdruck gebracht. Er bezog sich auf eine Schlagzeile in der Times, die folgendermassen aussah:

"Chancellor on brink of second bailout for banks"

Das heisst, im Kern von Bitcoin liegt eine ähnliche Abneigung gegen die Finanzelite zu Grunde wie bei den politischen Linken.

Die Lösungsansätze sind allerdings komplett unterschiedlich.

Linke Parteien durch Regulierungen und Umverteilung und Bitcoin durch einen freien Geldmarkt.

Fazit

Wenn Bitcoin also weder der rechten noch der linken Politik zugeteilt werden kann, liegt er dann in der Mitte?

Oder ist er gar eine libertäre Utopie?

Auch hier gibt es Für und Wider. Einerseits fördert Bitcoin individuelle Freiheit und Selbstbestimmung ohne staatliche Organisation. Und andererseits kann ein Staat Bitcoin als Reserve halten, um seine Machtposition potenziell zu stärken.

Was wir damit sagen wollen?

Bitcoin ist hochgradig politisch und komplett unpolitisch zugleich.

Politisch deshalb, weil er im Kern eine Trennung von Geld und Staat ermöglicht. Das alleine ist per Definition schon ein höchst politischer Akt.

Und unpolitisch deshalb, weil es absolut keine Rolle spielt, welche Partei ihn nutzt oder zu welcher Seite man sich hingezogen fühlt. Bitcoin benötigt keine Partei, sondern nur freie Individuen.

Damit begeistert Bitcoin unterschiedliche Personen.

So zum Beispiel Daniel Batten, ein Klimaaktivist, der die Auswirkungen von Bitcoin auf die Umwelt recherchiert. Javier Milei, ein libertärer Präsidentschaftskandidat aus Argentinien. Francis Suarez, der Bürgermeister von Miami. Oder Alex Gladstein, der Chief Strategy Officer der Human Rights Foundation.

Wir von BitcoinReise sind uns einig: Bitcoin kann politisch nicht eingeordnet werden. Denn Politik ist genauso wie Bitcoin kein schwarz/weiss und es gibt viele Dimensionen und Perspektiven.

Und ganz wichtig: Bitcoin ist für alle da!

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