Inflation oder Deflation: Was ist besser?

Zwei Begriffe, ein Gewinner. Was ist Inflation & Deflation? Wie entstehen die beiden? Und welche ist besser? Ein Beitrag, der dich das Geldsystem hinterfragen lässt.

Inflation oder Deflation: Was ist besser?

Seit Beginn des Jahres 2021 kommt man am Begriff nicht mehr vorbei.

Egal, ob du dich für Wirtschaft interessierst oder nicht: Du wirst von diesem ökonomischen Phänomen bereits gehört haben. Denn in den Mainstream-Medien war es lange Zeit das Thema Nummer 1.

Die Inflation.

Im Gegensatz zu einer Phase der Inflation haben die wenigsten von uns eine echte Deflationsphase erlebt.

Doch warum ist das so?

Heute erklären wir dir auf einfache Weise, was Inflation und Deflation ist, wie die beiden entstehen und welche Form besser ist. Dazu gehen wir auf die Deflationsspirale ein und zeigen, was in dem Zusammenhang durch Bitcoin erst möglich geworden ist.

Beginnen wir direkt mit dem ersten Wirtschaftsvorgang.

Was ist Inflation?

Kurzum: Wenn die Preise für Produkte und Dienstleistungen steigen.

Meist wird die Inflation in einer Prozentzahl ausgedrückt: Die Inflationsrate. Sie drückt aus, um wie viel sich die Konsumentenpreise im Vergleich zum Vorjahresmonat verändert haben. Ist die Inflationsrate höher, bedeutet das, dass dein Geld schneller an Wert verliert.

Heisst das im Umkehrschluss, dass die Preise sinken, wenn die Inflationsrate abnimmt?

Nein.

Eine sinkende Inflationsrate deutet lediglich darauf hin, dass die Preise weniger schnell steigen.

Im Jahr 2022 war der Kaufkraftverlust in Deutschland fast zweistellig. Die Schweiz kam mit einer Inflationsrate von etwa 3% glimpflicher davon. Dennoch bedeutet eine solche Rate, dass das Geld nach 23 Jahren nur noch die Hälfte wert ist. Ist sie hingegen bei 5%, halbiert sich deine Kaufkraft bereits in 14 Jahren.

Inflation funktioniert ähnlich wie der Zinseszinseffekt bei Kapitalanlagen. Nur eben in entgegengesetzter Richtung.

Doch wie entsteht Inflation?

Es gibt mehrere Gründe, wie es zur Preisinflation kommen kann. Normalerweise unterscheidet man zwei Arten: Angebots- und Nachfrageinflation.

Die angebotsbedingte Inflation entsteht durch gestiegene Kosten und Gewinndruck der Unternehmen. Die nachfragebedingte Inflation hingegen wird (wie der Name schon sagt) durch eine höhere Nachfrage hervorgerufen. Beispiele hierfür sind steigender Konsum oder höhere Investitionsausgaben.

Ein weiterer Auslöser wird insbesondere in Gold- und Bitcoin-Kreisen diskutiert. In diesen Kreisen wird oft von Geld drucken gesprochen.

In den vergangenen Jahren haben die Zentralbanken und Regierungen auf der ganzen Welt sehr viel Geld in den Umlauf gebracht – vor allem während der Pandemie vor knapp 4 Jahren. So wurden zu jener Zeit zahlreiche Hilfspakete und Finanzspritzen verabreicht. All das führte dazu, dass zu viel Geld in den Wirtschaftskreislauf gelangte und die Inflation weiter angeheizt wurde.

Zusammen mit dem Ukraine Konflikt kletterten die Inflationsraten auf Rekordhöhe.

Dabei gibt es immer Gewinner und Verlierer. Gewinner sind verschuldete Unternehmen und bspw. Immobilienbesitzer, die ihr Objekt mit Kredit finanzieren. Denn Schulden nehmen mit steigender Inflation relativ an Kaufkraft ab. Verlierer hingegen sind Sparer, da ihr Erspartes immer mehr an Wert verliert.

Kurzgesagt: Inflation belohnt Schuldner und bestraft Sparer.

Wieso haben wir im aktuellen Geldsystem eine konstante Inflation?

Die meisten Volkswirtschaften dieser Welt streben eine konstante Inflationsrate von etwa 2% an. Eine solche Inflation ist im aktuellen Geldsystem hauptsächlich aus 4 Gründen gewollt:

1. Anreiz für Ausgaben: Durch eine moderate Inflation werden Menschen und Unternehmen dazu angeregt, ihr Geld auszugeben. Das Geld fliesst in Investitionen und Konsum.

2. Vermeidung der Deflationsspirale: Dazu aber später gleich mehr.

3. Flexibilität in der Geldpolitik: Eine moderate Inflation bietet den Zentralbanken die Möglichkeit, auf wirtschaftliche Schwankungen zu reagieren.

4. Reduktion der relativen Staatsschulden: Die meisten Staaten sind hoch verschuldet. Da die relative Schuldenlast bei steigender Inflation abnimmt, ist sie für eine Regierung von Vorteil.

Alles, rund um die Deflation

Deflation ist das Gegenteil von Inflation. Oder anders gesagt: Man spricht von Deflation, wenn das allgemeine Preisniveau sinkt.

Klingt super, oder? Nicht nur könnten wir uns mit unserem Lohn mehr leisten, sondern es würde im Gegensatz zur Inflation die Schuldner bestrafen und die Sparer belohnen.

Aber halt!

So einfach ist es leider nicht. Beim Thema Deflation gehen die Meinungen von Ökonomen stark auseinander.

Lass uns die zwei gegenteilige Aussagen genauer anschauen.

Die Mainstream-Ökonomie nimmt Deflation eher als etwas Negatives wahr und begründet diese Ansicht vereinfacht gesagt so:

Wenn Preise sinken, warten Leute ab und kaufen weniger. Wenn weniger gekauft wird, verdienen Unternehmen weniger. Und wenn Unternehmen weniger verdienen, müssen sie Leute entlassen. Es kommt zur Rezession und zu einer hohen Arbeitslosigkeit. Und das wiederum führt dazu, dass weniger gekauft werden kann.

Ein gefährlicher Teufelskreis, der sich immer weiter wiederholt. Auch bekannt als Deflationsspirale.

Alternative Ökonomen sehen Deflation hingegen als etwas Gutes an.

So argumentieren Anhänger der Österreichischen Schule beispielsweise wie folgt:

Wenn Preise fallen, wird die Bevölkerung dazu ermutigt, seinen Konsum zu überdenken und vermehrt zu sparen. Im nächsten Schritt wird dann das gesparte Geld in produktive Investitionen fliessen. Und die Investitionen werden wiederum zu einem nachhaltigen Wirtschaftswachstum führen.

Zudem sei es laut den Vertretern der Österreichischen Schule ganz natürlich, dass Preise fallen. Denn Produktivitätswachstum und technischer Fortschritt sorgen dafür, dass immer schneller und effizienter produziert werden kann.

Sie kritisieren entsprechend Inflation, da sie zu Fehlanreizen und Überkonsum führt.

Was ist nun besser: Inflation oder Deflation?

Wir sind keine Ökonomen und können keine abschliessende Beurteilung abgeben.

Jedoch ist nicht von der Hand zu weisen, dass Inflation, wie es im aktuellen System gewünscht ist, gewisse Nachteile mit sich bringt.

Es profitieren diejenigen, die am einfachsten Schulden aufnehmen können. Sprich: Staaten, Banken, grosse Unternehmen und Personen der Oberschicht. Die normale Bevölkerung (mit ihrem Sparguthaben auf der Bank) und Leute, die sowieso schon kaum über die Runden kommen, verlieren.

Sie können die gestiegenen Preise irgendwann nicht mehr bezahlen.

Ausserdem kann kritisiert werden, dass Entscheide einer Zentralbank immer von der breiten Bevölkerung getragen werden müssen. Einzelne Personen haben kein Mitspracherecht und können kaum einen Einfluss auf die Geldpolitik nehmen.

Du kannst dich also nicht aus einem inflationären System befreien. Zumindest konntest du das bis zum 3. Januar 2009 nicht.

Doch an jenem Samstag wurde Bitcoin geboren.

Nun stellt Bitcoin ein gegenteiliges Geldsystem dar.

Beim dezentralen Geld gibt es keine unvorhergesehene Geldmengeninflation. Die Ausgabemenge von Bitcoin ist fest im Programmcode verankert. Alle 10 Minuten kommen 6,25 Bitcoin dazu. Und ca. alle 4 Jahre halbiert sich diese Anzahl. Solange, bis schliesslich im Jahr 2140 alle Bitcoin ausgeschüttet wurden.

Bedeutet das, dass es in einem System unter Bitcoin keine Preisinflation mehr geben wird?

Nein. Das wäre ein Irrglaube.

Denn wie erwähnt, entsteht Inflation aus unterschiedlichen Gründen. So könnten sich zum Beispiel Lebensmittel stark verteuern, wenn die Ernte aufgrund des Wetters in einem Jahr schlecht ausgefallen ist.

Mit der Zeit wird sich das allerdings wieder einpendeln und dauerhafte Preiserhöhungen werden seltener.

Unter einem Bitcoin-Standard würde es vermutlich Deflation geben.

Ob sich die gefürchtete Deflationsspirale bewahrheiten würde? Keine Ahnung. Einerseits scheint die Argumentation Sinn zu ergeben. Die Menschen würden ihr Geld horten, in der Voraussicht, sich später mehr leisten zu können. Das zeigt sich alleine schon bei Bitcoin, der von seinen Anlegern lieber gehalten, anstatt ausgegeben wird. Andererseits zeigen Technologien wie Computer oder Smartphone das Gegenteil. Obwohl die Menschen wissen, dass im nächsten Jahr ein besseres Produkt für den gleichen Preis erscheint, kaufen sie es lieber jetzt.

Egal, ob du ein inflationäres oder ein deflationäres Finanzsystem bevorzugst: Es ist schön zu sehen, dass letzteres dank Bitcoin überhaupt möglich geworden ist und die Teilnahme daran komplett auf Freiwilligkeit beruht. Letztendlich wird der Markt entscheiden, welches System den Siegerpokal in den Händen halten wird.

Aktuell gilt wohl: Inflation ist besser für Schuldner und Deflation ist besser für Sparer.

Warum das aktuelle Schuldensystem mit erheblichen Risiken einhergeht, erfährst du, wenn du diesen Beitrag liest. Da klären wir die Frage, ob sich die USA in einer Schuldenspirale befinden.