Die Entstehung von Bitcoin: Hat ein Schweizer mitgewirkt? 🇨🇭

Bitcoin war keineswegs die erste Kryptowährung. Über 30 Jahre Forschung stecken im digitalen Geld. Doch wer war an der Kreation beteiligt? Welche Vorgänger gab es? Und was hat ein Schweizer damit zu tun?

Die Entstehung von Bitcoin: Hat ein Schweizer mitgewirkt? 🇨🇭

Bitcoin ist nicht die erste Kryptowährung der Welt!

Ja, du hast richtig gelesen: Vor Bitcoin gab es bereits kryptografische Währungen. Sehr viele sogar.

Unbestreitbar ist Bitcoin die erste Kryptowährung, die internationale Aufmerksamkeit auf sich ziehen konnte. Aber die Aussage, dass Bitcoin die erste Kryptowährung der Welt sei, wäre eine Beleidigung für die Pioniere der Kryptographie.

Seit der Erfindung des Internets gab es immer wieder Versuche, Werte digital zu versenden. Teilweise waren sie erfolgreich, viel öfter allerdings überhaupt nicht.

Trotzdem waren all diese Versuche extrem wichtig.

Denn erst dadurch konnte Bitcoin entstehen. Erst dadurch gelang es Satoshi Nakamoto, die besten Anteile aus den Schöpfungen seiner Verbündeten herauszupicken und die erste Version von Bitcoin zu veröffentlichen.

Es stecken also über 30 Jahre Forschung im digitalen Geld, das nun ohne Mittelsmann verschickt werden kann.

Doch wer war an der Kreation von Bitcoin beteiligt? Welche Vorgänger gab es? Und was hat ein Schweizer damit zu tun? Heute schauen wir die Entstehungsgeschichte des dezentralen Gelds an.

Tauche ein in eine vergessene Welt.

DHM-Schlüsselaustausch

Begonnen hat die Reise in den 70er Jahren.

Drei US-Akademiker (Diffie, Hellman und Merkle) entwickelten eine Methode, die eine sichere Kommunikation über das Internet ermöglichte.

Sie ist heute als asymmetrische Verschlüsselung oder auch Public-Key-Verfahren bekannt und findet nicht nur in Messenger Apps wie Signal oder Telegram Anwendung. Bitcoin nutzt ebenso eine weiterentwickelte Art dieser Technologie – zum Beispiel bei der Generierung einer Adresse oder beim Versenden einer Transaktion.

Schon zu jener Zeit haben Regierungen und Geheimdienste erkannt, dass das Potenzial digitaler Kommunikationskanäle enorm ist. Nicht nur im Zusammenhang mit Produktivitätssteigerungen und Innovationen, sondern auch durch Überwachung.

Das war der Grund, weshalb viele freiheitsorientierte Programmierer Software entwickelten. Software, die nicht von Staaten gestoppt werden kann. Und Software, die die Privatsphäre der Individuen schützt.

Diese libertären Computerfreaks werden generell als Cypherpunks bezeichnet.

Eine Gruppe, die schon früh erkannt hat, dass die Digitalisierung Gefahren mit sich bringt. Vor allem Gefahren durch einen Überwachungsstaat.

David Chaum – eCash

Ein Pionier der Cypherpunk-Bewegung war David Chaum – ein US-amerikanischer Kryptograph.

So war er es, der das erste elektronische Bargeld entwickelt hat.

Bereits 1982 hatte David Chaum ein erstes Konzept davon veröffentlicht. Seine Idee würde es ermöglichen, digitale Zahlungen von Person zu Person anonym zu versenden. Dazu sollten Transaktionen von einer autorisierten Stelle signiert werden, ohne dass diese die Details der Transaktion kannte.

Einige Jahre später wurde das Konzept umgesetzt. eCash war damit geboren.

Das digitale Bargeld konnte zu Beginn erhebliche Erfolge erzielen. DigiCash, das Unternehmen hinter eCash, ging unzählige Partnerschaften mit Banken ein. Banken, die es dazumal immer noch brauchte, um eCash Transaktionen zu validieren.

Schlussendlich waren es aber genau diese zentralen Institutionen, die das erste elektronische Bargeld scheitern liessen.

Die Lobbyarbeit der Kreditkartenfirmen wurde stärker und die Regulationen nahmen zu. Zusammen mit dem mangelnden Interesse der Nutzer an Privatsphäre wurde eCash Ende der 90er Jahre obsolet.

Adam Back – Hashcash

Doch die Cypherpunks gaben sich damit noch lange nicht geschlagen.

So entwickelte ein weiterer Kryptograph, Adam Back, im Jahre 1997 ein neues System. Ein System, das auf den ersten Blick gar nichts mit einer digitalen Währung zu tun hat. Und trotzdem: Es war Adam Backs Hashcash-System, das Satoshi Nakamoto namentlich im Gründungsdokument von Bitcoin erwähnt hat.

Das ursprüngliche Ziel von Hashcash war, Spam-Attacken bei E-Mails zu bekämpfen.

Adam Backs Erfindung funktionierte so:

Stell dir vor, du müsstest vor dem Versenden einer E-Mail eine kleine Aufgabe lösen. Die Aufgabe ist nicht schwer. Es muss lediglich eine bestimmte Zahl durch Ausprobieren gefunden werden. Das Ausprobieren übernimmt dabei dein Computer. Wird die E-Mail dann endlich versendet, belegt der Absender, dass das digitale Porto (in Form von Rechenleistung) bezahlt ist.

Täter, die viele Millionen Spam-E-Mails verschicken wollen, könnten sich diesen Aufwand nicht mehr leisten.

Hört sich genial an, nicht wahr?

In der E-Mail-Kommunikation ist Hashcash heute allerdings kaum verbreitet, da andere Spamfilter-Systeme stark verbessert wurden. In Bitcoin findet die brillante Entdeckung jedoch Anwendung und ist dort als Proof-of-Work-Algorithmus bekannt.

Nick Szabo – Bit Gold

In der Zwischenzeit gab es dutzende weitere Personen, die an einer digitalen Währung gearbeitet haben. Viele konzentrierten sich dabei primär auf die Technologie und Privatsphäre.

Erst Nick Szabo hat die Wichtigkeit der Geldpolitik erfasst.

Inspiriert von der Österreichischen Schule erkannte er, dass Geld limitiert und mit Aufwand verbunden sein muss. Deshalb fokussierte er sich bei seinem theoretischen Projekt Bit Gold vor allem um die Eliminierung einer zentralen Entität. Dazu sah er eine dezentrale Datenbank vor, die Transaktionen speichert und verifiziert.

Viele Teile von Bit Gold entsprechen der heutigen Bitcoin Architektur.

Die Technologie war zu der Zeit allerdings noch nicht ausgereift. Deshalb wurde Nick Szabos Entwurf nie implementiert bzw. in die Realität umgesetzt.

Naja, zumindest nicht unter dem Namen Bit Gold.

Es gibt viele Hinweise darauf, dass Nick Szabo Satoshi Nakamoto sein könnte und er damit der Entdecker von Bitcoin ist.

So hat ein anonymer Leser im April 2008 unter Szabos Blog-Beitrag, der über Bit Gold handelte, bereits von "bit coins" gesprochen. Zur Erinnerung: Erst 6 Monate später wurde das Whitepaper durch Satoshi Nakamoto veröffentlicht und der Name Bitcoin bekanntgegeben.

Genug aber zu den Theorien, wer der Erfinder von Bitcoin sein könnte.

Satoshi Nakamoto hat es geschafft, die besten Anteile seiner Cypherpunk-Verbündeten zu kombinieren und eine wahrhaftig dezentrale Währung zu entwickeln.

Eine, die ohne Gegenparteirisiko und ohne Vertrauen auskommt und als direkte Antwort auf die unfaire Geldpolitik der Notenbanken angesehen werden kann.

Was hat das jetzt mit einem Schweizer zu tun?

Das habe ich mich auch gefragt, als ich den Artikel von Phil Lojacono gelesen habe. In der Tat war es sein Artikel mit dem Titel "War ein Schweizer an der Kreation von Bitcoin beteiligt?", der mich zur Erstellung dieses Beitrags (den du gerade liest) inspiriert hat. Props gehen also raus an ihn!

Nun... War ein Schweizer beteiligt oder nicht?

Leider nicht direkt. Nur im entferntesten Sinne kann man das behaupten.

So hat Adam Back grossartige Vorarbeit für Bitcoin geleistet. Er selbst ist zwar Engländer und wuchs in London auf, seine Mutter stammte jedoch aus der Schweiz. Genauer gesagt, aus Zürich.

Nicht nur das.

Unter einem Tweet vor knapp 2 Jahren hat Adam Back sogar auf Schweizerdeutsch kommentiert.

Obwohl es sehr weit hergeholt ist, dass ein Schweizer bei der Kreation der dezentralen Währung beteiligt war, irgendwie hat mich die Verbindung trotzdem gefreut. 😄

Gerade weil Bitcoin und die Schweiz so gut zusammenpassen.