Warum das Jahr 1971 die Finanzwelt für immer veränderte!

Im Jahr 1971 erschüttert eine Entscheidung des amerikanischen Präsidenten Richard Nixon die Finanzwelt. Doch was ist da genau passiert?

Warum das Jahr 1971 die Finanzwelt für immer veränderte!

Um zu verstehen, was im Jahr 1971 passierte, müssen wir in den Juli des Jahres 1944 zurückblicken.

Der Erste Weltkrieg forderte bereits einen hohen Preis für die meisten europäischen Kriegsparteien. Sie wurden wirtschaftlich erheblich geschwächt.

Der Zweite Weltkrieg verschärfte diese Lage weiter.

Selbst das einst wohlhabende Grossbritannien, das im 19. Jahrhundert eine führende Welthandelsnation, Seemacht und Weltmacht war, befand sich nach dem Kriegsende monatelang in einer prekären finanziellen Lage.

Die USA wurden zur vorherrschenden Weltmacht, was die internationale Währungs- und Finanzpolitik enorm beeinflusste. Waffenverkäufe und Rüstungskredite machten sie zum grössten Gläubiger weltweit, während ihr stärkster währungspolitischer Rivale, Grossbritannien, zum Schuldner wurde.

Etwa 70 Prozent der Goldreserven wurden in den USA gelagert. Schon während des Zweiten Weltkriegs arbeiteten die USA an einer Weltwirtschaftsordnung, die nach Kriegsende Gültigkeit haben sollte.

So wurde 1944 der amerikanische Ferienort Bretton Woods zum Treffpunkt der Finanzelite dieser Welt. Finanzminister und Notenbankchefs aus 44 Ländern trafen sich im ehrwürdigen Mount Washington Hotel, um nichts Geringeres als eine neue Währungsordnung für die Nachkriegsära zu beschliessen.

Das Ergebnis der Konferenz war das nach seinem Entstehungsort benannte Bretton-Woods-System.

Es basierte auf einem indirekten Goldstandard, bei dem internationale Währungen an den US-Dollar gebunden waren, während der US-Dollar wiederum an einen festen Wechselkurs von 35 US-Dollar je Feinunze Gold gebunden war. Die US-Amerikanische Zentralbank Federal Reserve war verpflichtet, Gold unbegrenzt zu diesem Preis zu kaufen und zu verkaufen.

Um das System abzusichern, wurden die Weltbank und der Internationale Währungsfonds gegründet.

Nationale Zentralbanken der Mitgliedsländer hatten die Aufgabe, durch Markteingriffe den Wechselkurs ihrer Währung innerhalb einer bestimmten Bandbreite zum US-Dollar aufrechtzuerhalten.

Diese Ära wird oft als das "Goldene Zeitalter des Kapitalismus" bezeichnet, da massive Wachstumsraten in den Industrienationen der Welt (bei gleichzeitig moderater Inflation) für Euphorie sorgten.

Der Wohlstand und Reichtum, der in diesen Jahren erwirtschaftet wurde, hat bis heute Auswirkungen auf nachfolgende Generationen.

Worum handelt es sich bei einem Goldstandard genau?

Der Goldstandard ist eine Währungsordnung, bei der die Währung entweder aus Goldmünzen besteht oder aus Banknoten, die einen Anspruch auf Gold repräsentieren und in Gold eingetauscht werden können.

Eine Notenbank garantiert einen festen Umtauschkurs ihrer Währung in Gold und ist jederzeit zum Umtausch bereit.

Beim reinen Goldstandard entspricht die Geldmenge eines Landes dem Wert des monetär genutzten Goldbestandes. Zwischen Ländern, die einem reinen Goldstandard unterliegen, besteht ein System fester Wechselkurse.

Der Goldstandard setzte sich weltweit um das Jahr 1870 herum durch. Ab 1880 war er dann in den Industriestaaten das anerkannte System.

Die Nutzung von Banknoten und Giralgeld führte Ende des 19. Jahrhunderts jedoch dazu, dass sich die Geldmenge immer mehr vom reinen Goldstandard in Richtung eines Proportionalsystems entfernte.

Ein System, bei dem nur für einen Teil der Geldmenge ein Goldbestand gehalten wird.

Es ist also kein neues Phänomen, dass man glaubt, durch die Produktion von mehr Geld könne man den Wohlstand für alle erhöhen.

Was passierte im Jahr 1971?

1971 markierte das Jahr des sogenannten "Nixon-Schocks".

Wiederholte Spekulationsattacken auf die festen Wechselkurse und ein stetig steigender Bedarf an Dollar in der florierenden Weltwirtschaft brachten das Bretton-Woods-System in Gefahr.

Am 15. August 1971 verblüffte der damalige US-Präsident Richard Nixon die Mitglieder des Systems, indem er die Verpflichtung der USA, US-Dollar in Gold umzutauschen, aufkündigte.

Innerhalb einer Nacht stürzte das Währungssystem der Welt zusammen.

Was viele nicht wissen:

Einerseits war die Aufhebung des Goldstandards nur temporär geplant und andererseits erliess Nixon nicht nur diese Massnahme. Er verhängte auch einen 90-tägigen Preisstopp im ganzen Land und einen Importzoll von 10% auf alle ausländischen Waren. Mit diesen Handlungen versuchte er, die Auswirkungen seiner Entscheidung zu verschleiern.

Als der Preisstopp nach 90 Tagen aufgehoben wurde, stiegen die Preise rapide an, und die Inflation erreichte ein noch höheres Niveau als zuvor.

In Wahrheit wich man einer Rezession aus, indem man die Verbindung zu einem realen Wert aufhob und damit die Schaffung von Geld aus dem Nichts ermöglichte.

Was seitdem passiert ist:

  1. Im Gegensatz zum durchschnittlichen Einkommen haben sich die Preise für ein Eigenheim vervielfacht. So war der Preis für ein Haus in den USA 1970 nur 2,4-mal so hoch wie das Durchschnittseinkommen. Heute ist diese Zahl bei etwa 7.
  2. Inflationsdaten steigen fast exponentiell an. Die kumulierte Preissteigerung seit 1971 beträgt in der grössten Industrienation über 650%. In der Schweiz geht es uns (wie so oft) besser. Bei uns sind es lediglich knapp 200%. Wobei auch das bedeutet, dass ein Korb voller Waren heute beinahe CHF 300.- kostet, welcher vor 50 Jahren noch mit CHF 100.- bepreist war.
  3. Im Vergleich zu Gold haben alle grossen Weltwährungen seit 1971 deutlich abgewertet.
  4. Die Staatsschulden der USA sind von ca. 0,5 Billionen (1971) auf 31,5 Billionen (2023) angewachsen. Eine Vervielfachung um den Faktor 63.
  5. Die Schere zwischen Arm und Reich ging deutlich auseinander. Das Einkommenswachstum und das Vermögen hat sich bei dem oberen 1% durch den Cantillon Effekt massiv vergrössert.

Weitere Auswirkungen (inkl. anschaulicher Grafiken) findest du auf der folgenden Webseite:
https://wtfhappenedin1971.com/

Du siehst also, die Folgen des auf Schulden aufgebauten Finanzsystems sind enorm.

Im gleichen Atemzug zeigen sie uns, dass man die Arbeit der weltweiten Zentralbanken durchaus kritisieren darf. Denn schlussendlich lassen sich die meisten Auswirkungen auf die Ausweitung der Geldmenge und damit direkt auf die Entscheidungen der Zentralbanken zurückführen.

Wie wir bereits oft erwähnt haben, wurde Bitcoin als Gegenentwurf zum Zentralbanksystem erschaffen.

Deshalb die Frage:

Kann etwas Ähnliches bei Bitcoin auch passieren?

Die kurze Antwort: Nein.

Eine solch massive Änderung der Geldpolitik ‚über Nacht‘ ist im Bitcoin Netzwerk schlichtweg unmöglich. Jede Änderung bei Anzahl oder ‚Ausgabe‘ von Bitcoin müsste einen tiefgreifenden Konsensprozess im Netzwerk durchlaufen, der nach heutigen Bewertungskriterien fast unmöglich durchzubringen wäre.

Eine einzelne Person, kann nicht über die Geldpolitik von Bitcoin entscheiden.

Bitcoin soll ein knappes, reales Gut darstellen welches unveränderlich einen realen Wert repräsentiert. Als Zeichen gegen staatliche und finanzpolitische Willkür, die meist den Schwächsten der Gesellschaft den grössten Schaden zufügt, soll die dezentrale Währung den Weg zu einem inklusiven, planbaren und stabilen Geldsystem für alle weisen.

Fazit

Das Jahr 1971 markiert das Ende des Bretton-Woods-Systems und mit diesem weitreichende Auswirkungen auf die Weltwirtschaft und die internationale Finanzordnung. Es führte zu einem Übergang von einem festen Wechselkurssystem zu einem flexiblen, bei dem die Wechselkurse von Angebot und Nachfrage auf dem Devisenmarkt bestimmt werden.

Dieser Übergang brachte neue Herausforderungen mit sich, wie erhöhte Volatilität der Wechselkurse und verstärkte Währungsspekulation.

Gleichzeitig erhielten die Zentralbanken mehr Freiheit bei der Gestaltung von Geld- und Währungspolitik und eine höhere Anpassungsfähigkeit an externe Schocks.

Insgesamt hat das Ende des Bretton-Woods-Systems gezeigt, dass die internationale Finanzordnung aus Zentralbanksicht ständiger Anpassung und Überprüfung bedarf, um den Bedürfnissen der sich wandelnden Weltwirtschaft gerecht zu werden.

Gleichzeitig dürfen die weitreichenden Nachteile einer Währung, die ohne einen realen Gegenwert funktioniert, nicht ausser Acht gelassen werden.

Selten waren wohl Währungen in der Menschheitsgeschichte so instabil. Selten standen vermutlich so viele Landeswährungen vor dem Scheitern wie heute. Die Türkei, Argentinien und Venezuela sind hier nur einige Beispiele.

Bitcoin bietet einen Gegenentwurf auf fundamentaler Ebene.

Ein Gegenentwurf, bei dem die Geldmenge nicht einfach per Knopfdruck von einer zentralen Partei erhöht werden kann.

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