UTXO-Management: So verhinderst du, dass deine Bitcoin unbrauchbar werden

UTXO-Management: Hört sich kompliziert an, ist es aber nicht. Hier erfährst du, worum es sich handelt und warum du schon heute damit beginnen musst.

UTXO-Management: So verhinderst du, dass deine Bitcoin unbrauchbar werden

Stell dir vor:

Du hast einen Sparplan und steckst jede Woche einen kleinen Betrag in Bitcoin. Über die Jahre legt der Wert rasant zu und du freust dich. Denn nun kannst du dir deinen persönlichen Traum endlich erfüllen.

Einen kleinen Haken gibt es aber: Du musst einen Teil deines Bitcoin-Bestandes verkaufen bzw. ausgeben.

"Nicht so schlimm" denkst du dir. Dafür hast du ja angespart.

Doch mit erschrecken stellst du fest, dass die Netzwerkgebühren stark angestiegen sind. So stark, dass du deine Bitcoin nicht mehr bewegen kannst.

Sie sind praktisch unbrauchbar geworden.

Ein solches Szenario ist in Zukunft gar nicht so unwahrscheinlich. Bereits vor ein paar Monaten waren die Gebühren so hoch, dass gewisse Transaktionen nicht mehr möglich waren.

Wie du das verhindern kannst?

Mit UTXO-Management – einem strategischen Konzept, mit dem du schon jetzt beginnen musst.

Was ist ein UTXO?

UTXO steht für Unspent Transaction Output und repräsentiert eine einzelne Eingangs-Transaktion in der Wallet. Jedes Mal, wenn du Bitcoin erhältst, entsteht ein UTXO in deiner Wallet. Wenn du Bitcoin versendest, werden diese verwendet, um die Transaktion durchzuführen. Je nachdem erhältst du Wechselgeld-UTXOs zurück.

Lass uns dazu ein einfaches Beispiel aus dem Alltag machen.

Angenommen, du stehst an der Supermarktkasse und möchtest dein Mittagessen bezahlen. In deinem Geldbeutel befinden sich ein 10-Euro- und ein 5-Euro-Schein. Du hast Glück, denn dein Einkauf kostet 13 Euro. Folglich nimmst du die zwei Scheine aus der Brieftasche und überreichst sie dem Kassierer. Dieser legt die Scheine in seine Kasse und gibt dir dafür eine 2-Euro-Münze als Wechselgeld zurück. Mit einem Lächeln verabschiedest du dich und steckst die Münze in deinen Geldbeutel.

Ähnlich funktioniert der Prozess bei Bitcoin. Nur musst du dir den physischen Geldbeutel als digitale Wallet und die Geldscheine bzw. Münzen als UTXOs vorstellen.

Wenn du bspw. 0,4 BTC versenden möchtest, sucht sich deine Wallet selbstständig Eingangs-Transaktionen zusammen, welche mindestens diesem Wert entsprechen. Vielleicht hast du durch einen Sparplan bereits 4 Mal 0,1 BTC angespart. Vielleicht hast du aber auch einen UTXO mit 0,6 BTC den du verwenden kannst. Hier würdest du dann entsprechend 0,4 BTC versenden und 0,2 BTC als Wechselgeld-UTXO zurückerhalten.

Aber halt! Die zwei Möglichkeiten führen im Bitcoin-Netzwerk zu unterschiedlichen Kosten.

Tauchen wir etwas tiefer ein.

Das Problem mit kleinen UTXOs

Jeder einzelne UTXO trägt zur Gesamtdatengrösse einer Transaktion bei. So wird eine Transaktion in Bezug auf die Datenmenge grösser, wenn sie viele kleine UTXOs enthält. Da die Transaktionsgebühren bei Bitcoin normalerweise pro Byte berechnet werden, führt eine Transaktion mit einer höheren Datenmenge zu höheren Gebühren.

Vereinfacht kannst du dir merken:

Je mehr UTXOs eine Transaktion beinhaltet, desto teurer wird sie.

Genauso ist es mühsamer, dein Mittagessen mit 260 5-Cent-Münzen zu bezahlen als (wie in unserem Beispiel) mit zwei Banknoten.

Nun... Die Kosten für eine Transaktion im Bitcoin-Netzwerk sind neben der Datenmenge ebenfalls von der allgemeinen Netzwerkaktivität abhängig. Steigt die Aktivität (sprich, es führen mehr Leute Transaktionen durch), steigen auch die Gebühren.

Und hier liegt das Problem:

Wenn die Transaktionsgebühren ansteigen, kann es sein, dass kleine UTXOs nicht mehr rentabel bewegt werden können.

Ende 2023 waren die Gebühren bei über 100 Satoshis pro Byte (sat/vB). Je nach Adresstyp wurden bei einem In- sowie Output damit mindestens 16'850 bis 34'000 Satoshis fällig. Falls die Gebühren nun auf 1000 sat/vB anwachsen, sind UTXOs die kleiner als 0,0016 BTC sind, praktisch unbrauchbar.

Hier ist eine anschauliche Übersicht, die aufzeigt, wie viel Prozent die Gebühr bei einer entsprechenden UTXO-Grösse ausmacht:

Operative Dust bedeutet, dass der UTXO in einem solchen Gebührenumfeld nicht mehr bewegt werden kann.

Bitte beachte, dass sich Gebühren nach Adresstypen und Anzahl In- und Outputs unterscheiden. Multisig-Konfigurationen und Legacy-Adressen sind zudem teurer als bspw. Singlesig mit Native Segwit oder Taproot. Die Prozentsätze in der Tabelle könnten dann deutlich abweichen.

Genaue Gebühren kannst du hier berechnen.

Nun... Kleine UTXOs entstehen vor allem, wenn kleine Euro oder Schweizer Franken Beträge in Bitcoin gesteckt und diese direkt an deine eigene Wallet versendet werden. Das ist meist bei einem regelmässigen Kauf der Fall. So werden bei einem wöchentlichen Sparplan von 50 Euro gerade jede Woche UTXOs von unter 100'000 Satoshis angesammelt.

Möchtest du diese bei einer Gebühr von 100 sat/vB versenden, verlierst du dabei bereits einen Viertel des Betrags. Bei 500 sat/vB sind UTXOs von unter 0,001 BTC komplett nutzlos.

Was kann man dagegen tun?

Generell gibt es zwei Lösungen.

Die einfachste Lösung ist es, keine kleine UTXOs an seine Wallet zu senden.

Im konkreten Fall könnte das heissen, dass man seinen wöchentlichen Sparplan stoppt bzw. zu einem grösseren monatlichen Plan wechselt.

Eine andere Möglichkeit ist es, kleine Bitcoin-Beträge zuerst auf seine Lightning-Wallet zu stapeln und sie nach ein paar Monaten mit einem Dienstleister an seine on-chain Wallet auszuzahlen.

Wenn sich hingegen schon kleine UTXOs in deiner Hardware-Wallet befinden, muss eine andere Lösung her. Eine Lösung namens Konsolidierung.

Bei der Konsolidierung handelt es sich um das Zusammenführen von vielen kleinen UTXOs. In der Praxis musst du dazu lediglich eine grosse Transaktion an deine eigene Wallet-Adresse vornehmen. Du sendest dir also selbst eine Transaktion.

Im Hintergrund werden so bspw. vier UTXOs mit 0,1 BTC zu einem UTXO mit 0,4 BTC zusammengefasst – natürlich abzüglich der Gebühren.

Einfaches Beispiel einer Konsolidierung

Erinnerst du dich an unser Beispiel mit dem Mittagessen? Bei einer Transaktion werden die einzelnen UTXOs immer umgewandelt. Der Kassierer hätte nun nicht einen 5- und 10-Euro-Schein minus eine 2-Euro-Münze in der Kasse, sondern eine 13-Euro-Note.

Keine Sorge, falls du das noch nicht genau verstehst.

Wichtig ist nur, dass du weisst, dass sich kleine UTXOs so verschmelzen lassen. Des Weiteren ist es entscheidend, dass die Konsolidierung zu einem Zeitpunkt stattfindet, an dem die Netzwerkgebühren tief sind. Wie hoch sie aktuell sind, kannst du im Mempool nachschauen. In der jeweiligen Wallet-App werden sie beim Versenden auch oft angezeigt.

Zusammenfassend sorgt eine Reduzierung der Anzahl UTXOs in deiner Wallet dafür, dass du zukünftig Transaktionsgebühren sparst und nicht Opfer von unbeweglichen Bitcoin wirst.

Doch eine Frage ist weiterhin ungeklärt:

Wie gross soll ein UTXO sein?

Intuitiv könnte man annehmen, dass UTXOs möglichst gross sein sollten. Denn je grösser ein UTXO, desto weniger fällt die Gebühr ins Gewicht.

Grundsätzlich stimmt diese Aussage. Allerdings muss man beachten, dass das die Privatsphäre gefährden kann. Es ist etwa so, wie wenn du dein Mittagessen mit einer 200-Euro-Note bezahlst. Dein Gegenüber weiss, dass du in deinem Geldbeutel noch mindestens 187 Euro hast.

Nun stell dir vor, du hättest mit einer 20'000-Euro-Note bezahlt...

Pauschal lässt sich also nicht beantworten, wie gross der perfekte UTXO ist. Er ist abhängig von deiner individuellen Situation. Wie wichtig ist dir Privatsphäre? Wie gross ist dein gesamter Bitcoin-Bestand? Wie werden sich die Gebühren und der Bitcoin-Preis zukünftig entwickeln? Und kommen vielleicht sogar Lösungen zur Bekämpfung von unbeweglichen Satoshis auf den Markt?

Die Zukunft ist ungewiss. Um dir trotzdem einen ersten Anhaltspunkt zu geben: Es lohnt sich wohl, mehrere Paketgrössen im Wallet zu haben. Verschiedene UTXOs im Bereich von 0.01 - 0.5 BTC scheinen Sinn zu ergeben.

Aber wie erwähnt: Das ist äusserst individuell.