Hat Bitcoin einen intrinsischen Wert?

Der intrinsische Wert von Bitcoin ist null. Eine Behauptung, die nicht nur Kritiker tätigen. Auch Bitcoin Befürworter teilen diese Meinung. Hört sich paradox an, nicht wahr?

Hat Bitcoin einen intrinsischen Wert?
"Der intrinsische Wert von Bitcoin ist null."

Eine Aussage, die man immer mal wieder in den Medien liest. Oft wird sie von Kritikern oder Finanzexperten getätigt, die sich kaum mit der digitalen Währung auseinandergesetzt haben. Dennoch stimmen die meisten Aktieninvestoren und Goldanleger dieser Behauptung uneingeschränkt zu.

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Nun kommt aber das Paradoxe: Selbst einige Bitcoin Befürworter teilen diese Meinung. Bitcoin habe keinen intrinsischen Wert.

Was ist ein intrinsischer Wert?

Der intrinsische bzw. innere Wert ist ein Begriff aus der Finanzwelt. Er dient als Hilfsmittel, um zu verstehen, wie hoch der faire Preis für eine Anlage ist. Grundsätzlich soll er den wahren Wert einer Investition objektiv repräsentieren.

Anleger nutzen dazu unterschiedliche Berechnungsmethoden. Meist werden Finanzkennzahlen, Geschäftsaussichten und Managementqualitäten herangezogen. Auch der zukünftige Cashflow ist eine beliebte Kennzahl, die bei der Kalkulation des inneren Werts von Aktien, Immobilien und Anleihen berücksichtigt wird.

Damit sollen die Anleger eine fundierte Entscheidung über ihre Investitionen treffen können.

Hier ein einfaches Beispiel:

Der "Starinvestor" Dirk Müller berechnet für die BitcoinReise AG einen objektiven Wert von CHF 63 je Aktie. Nun steht der Aktienkurs des Unternehmens jedoch aktuell bei CHF 57. Folglich könnte es sich für Dirk Müller lohnen, einen Teil seines Vermögens in die BitcoinReise AG zu investieren.

Klingt ganz einfach, nicht wahr?

In der Praxis gibt es allerdings einige Schwierigkeiten.

Die Schwierigkeiten bei der Anwendung in der Praxis

Wir haben es bereits angedeutet: Es gibt keinen einheitlichen Ansatz zur Berechnung des intrinsischen Werts. So gibt es das Graham-KGV, die Multiplikator-Analyse, die Ertragswert-Methode und viele weitere.

Oftmals sind nicht alle Daten für die Kalkulation verfügbar und müssen deshalb eingeschätzt werden. Dadurch kann es zu Abweichungen kommen.

Alle Bewertungsmassstäbe haben also eine gewisse Willkürlichkeit.

Das zeigt sich alleine schon bei den widersprüchlichen Aussagen der traditionellen Anleger und der Kriseninvestoren. Während Aktienanleger mit ihren Berechnungen bei Gold einen intrinsischen Wert von null erhalten, ist der faire Preis für Gold aus Sicht der Goldbugs deutlich höher als der aktuelle Marktpreis.

Konventionelle Anleger argumentieren, dass das Edelmetall ja nichts produziere und keine zukünftigen Erträge liefert. Ausserdem soll Gold für die industrielle Nutzung viel zu teuer und der monetäre Nutzen vernachlässigbar sein.

Goldanleger sehen das aber ein bisschen anders. Der industrielle Nutzen gibt dem Rohstoff einen Anker in der realen Welt. Zudem ziehen sie bei der Berechnung des inneren Werts die Produktionskosten hinzu. Schliesslich ist die Förderung von Gold mit einem gewissen Arbeitsaufwand verbunden.

Wiederum könnte man argumentieren, dass anhand der Produktionskosten nicht auf den Wert geschlossen werden kann.

Denn wenn ich 100 Bananen kaufe und sie alle nach dem Reifegrad sortiere, ist der Aufwand dazu sehr hoch, der Wert der sortierten Bananen jedoch spätestens nach 7 Tagen unbedeutend.

Du merkst schon, wohin das Ganze führt.

Egal, ob Anleihen, Aktien, Immobilien, Gold, oder Bananen: Es gibt keinen wirklichen objektiven Wert einer Anlage, der für alle gilt. Und es gibt keinen objektiven Wert, der dir mit Sicherheit sagen kann, ob du nun den richtigen Preis für die Anlage bezahlst oder nicht.

Die subjektive Werttheorie

Dieser Ansicht sind ebenfalls Ökonomen der Österreichischen Schule. Nach ihnen sind keine Güter oder Dienstleistungen objektiv messbar. Auch nicht eine Anlage.

Der Wert einer Sache hängt immer von individuellen Präferenzen ab. Jede Person hat unterschiedliche Vorlieben und Ziele, weshalb wir unterschiedliche Dinge unterschiedlich bewerten.

Stell dir vor:

Du befindest dich in einem kleinen verschneiten Bergdorf im tiefsten Winter. Draussen herrscht eisige Kälte und du bist bereits seit Stunden ohne warme Kleidung unterwegs.

Dein bester Freund hingegen lebt in einer tropischen Inselregion. Das ganze Jahr über ist es warm und die Temperatur fällt nie unter 25 °C.

Nun rate mal, für wen eine warme Jacke wertvoller ist? Für dich in der kalten Bergregion oder für deinen besten Freund auf der Insel? Während du wahrscheinlich bereit bist, einen dreistelligen Betrag für eine warme Jacke zu bezahlen, würde dein Freund das Geld wohl lieber für ein paar Cocktails am Strand ausgeben.

Wert ist immer subjektiv.

So etwas wie einen inneren Wert, der den Wert einer Anlage objektiv messbar machen kann, gibt es nicht. Wert entsteht per Definition schon aus den individuellen Vorlieben der Menschen und ist damit nicht objektiv.

Im Grunde würde intrinsischer Wert ausdrücken, dass ein Gut für den Menschen wertvoll ist, egal, ob der Mensch es wertvoll findet oder nicht.

Der Begriff intrinsisch ist also völlig ungeeignet.

Denn damit würde der innere Wert von jeder Anlage null sein. Keine hat einen intrinsischen Wert.

Ich hoffe, du verstehst, was ich damit meine.

Allerdings, nur weil es keinen intrinsischen Wert hat, bedeutet das nicht, dass der tatsächliche Wert null ist.

Wie gesagt, Wert ist abhängig von der Person.

Für den einen ist der Wert der Jacke 0, für den anderen CHF 200. Für den einen ist der Wert der BitcoinReise AG Aktie 0, für den anderen CHF 63. Und für den einen ist der Wert von Bitcoin 0, während er für den anderen unendlich ist und nicht als Zahl in Schweizer Franken ausgedrückt werden kann.

Warum ist Bitcoin für seine Befürworter so wertvoll?

Die kurze Antwort: Weil er nicht von einer zentralen Behörde oder Regierung kontrolliert wird und begrenzt ist.

Lass mich das erklären.

Herkömmliche Währungen (wie der Schweizer Franken oder der Euro) werden von einer Noten- bzw. Zentralbank ausgegeben. Vereinfacht gesagt, kann diese zentrale Stelle über die verfügbare Geldmenge bestimmen und mit einem Knopfdruck mehr Geldeinheiten erzeugen. Die Folge davon? Preisinflation, welche vor allem den ärmeren Teil der Bevölkerung trifft.

Bei Bitcoin ist die Ausgabemenge des Geldes im Programmcode festgelegt. Das Vermögen einer Person, die in Bitcoin spart, kann entsprechend nicht weginflationiert werden.

Zudem wird es nie über 21'000'000 Bitcoin geben.

Wenn es jemand schafft, einen ganzen Bitcoin zu sparen, wird dies immer 1 von 21 Millionen sein.

Bei Fiatwährungen sieht es anders aus. Während CHF 100'000 vor 22 Jahren noch 1/4'000'000 von der gesamten Geldmenge M2 war, sind es heute nur noch 1/10'000'000. Die Kaufkraft des Schweizer Frankens hat in dieser Zeit stark abgenommen. In anderen Währungen ist der Kaufkraftverlust noch deutlich grösser.

Bitcoin Befürworter gehen davon aus, dass dies dazu führt, dass der Bitcoin-Preis weiter steigen wird. Schliesslich trifft eine zunehmende Anzahl an Schweizer Franken, Euro und US-Dollar auf eine begrenzte Anzahl an Bitcoin.

Das ist allerdings nur die Spitze des Eisbergs. Der monetäre Nutzen von Bitcoin ist noch deutlich grösser.

Wie gross er tatsächlich sein könnte?

Das berechnen wir im Beitrag über das Marktpotenzial. Hier gelangst du direkt drauf.