Die geheime Bitcoin-Version vor 2009
Bevor Bitcoin im Januar 2009 startete, programmierte Satoshi eine andere Version – die sogenannte November-2008-Version. Sie hatte eine andere Blockzeit, eine andere Belohnung und ein anderes Limit.
Am 3. Januar 2009 war es soweit: Satoshi Nakamoto startete das Bitcoin-Netzwerk und schürfte den allerersten Block.
Vor fast genau 17 Jahren begann damit eine Revolution – eine echte Alternative zum ungerechten traditionellen Finanzsystem.
Was einst nur ein Projekt für Cypherpunks und Technik-Nerds war, zieht heute Institutionen, Unternehmen und ganze Staaten an. Immer mehr Menschen erkennen den Wert von begrenztem Geld. Und immer mehr Menschen sichern sich ein Stück davon.
Doch kaum jemand weiss: Um ein Haar hätte Bitcoin ganz anders ausgesehen. In einer früheren Version spielte Satoshi mit völlig anderen Parametern. Hätte er es dabei belassen, könnten wir heute nicht von einem 21-Millionen-Limit sprechen. Und die Geschichte hätte einen ganz anderen Lauf genommen.
Bitcoin-Version vor 2009
Ja es ist wahr: Satoshi hat wirklich eine Bitcoin-Version programmiert, die ein ganz anderes Design aufwies als die, die wir heute kennen.
Am 17. November 2008 schrieb er eine E-Mail an die Cryptography Mailing-Liste:
"Ich habe all diese kleinen Details in den letzten anderthalb Jahren ausgearbeitet, und es war eine Menge. Die funktionalen Details sind im Whitepaper nicht enthalten, aber der Quellcode wird bald verfügbar sein. Ich habe dir die wichtigsten Dateien geschickt."

Und die Dateien hatten es in sich: andere Blockzeit, andere Belohnung, andere Schwierigkeitsanpassung und vieles mehr. Die November-2008-Version unterscheidet sich fundamental von der finalen Veröffentlichung im Januar 2009.
Hier sind 10 Unterschiede, die zeigen, wie stark Satoshi die Version noch verändert hat.
Übrigens: Diese Infos stammen nicht von mir, sondern aus einem Tweet von Alex Waltz. Probs gehen also raus an ihn!
Genesis-Block
Die meisten Bitcoin-Befürworter sind sich bewusst: Das Netzwerk startete am 3. Januar 2009 mit dem ersten Block. Darin enthalten war eine berühmte Nachricht:
"Chancellor on brink of second bailout for banks"
"Britischer Finanzminister steht kurz vor einem zweiten Rettungspaket für Banken"
Satoshi zitierte damit eine Schlagzeile der britischen Tageszeitung "The Times" und machte gleichzeitig auf die Probleme des Finanzsystems aufmerksam.
In der November-Version ist das jedoch nicht der Fall. Sie hatte einen anderen Genesis-Block, datiert auf den 10. September 2008. Fast hätte Satoshi das Netzwerk also vier Monate früher ins Leben gerufen.
Blocksubvention
Zudem startete die Blocksubvention bei 100 Bitcoin. Das ist doppelt so hoch wie in der Version, die wir heute kennen. Bekanntermassen startete Bitcoin 2009 mit einer Belohnung von 50 Bitcoin.
Heisst das, insgesamt hätte es doppelt so viele Bitcoin gegeben?
Nicht ganz. Aber dazu kommen wir gleich.
Anzahl Untereinheiten
Zuerst müssen wir Satoshi dafür loben, dass er die Anzahl Untereinheiten angepasst hat. In der November-Version konnte man 1 Bitcoin in nur 1'000'000 Untereinheiten aufteilen. Heute sind es 100'000'000. Dies erlaubt eine höhere Abstufung und sorgt dafür, dass Mikrotransaktionen möglich sind.
Die Untereinheiten werden heutzutage Satoshis bzw. Sats genannt – zu Ehren von Satoshi Nakamoto.
Begriff für die Blockkette
Im Programmcode und in seinen Kommentaren nannte der Gründer die Kette von Blöcken "timechain". Wahrscheinlich, weil die Blöcke in regelmässigen zeitlichen Abständen hinzugefügt werden.

Erst in der finalen Version ersetzte er den Begriff durch "block chain".
Warum er das wohl getan hat?
Blockzeit
Und wenn wir schon bei zeitlichen Abständen sind: Die ursprüngliche Blockzeit lag bei einer Viertelstunde. Im Schnitt wurde alle 15 Minuten ein neuer Block geschürft.
Mit der Veröffentlichung 2009 wurde die Blockzeit schliesslich auf 10 Minuten reduziert.
Difficulty Adjustment
Das Gleiche gilt für das Difficulty Adjustment. Statt wie heute alle 2'016 Blöcke wurde die Schwierigkeit des Minings damals alle 2'880 Blöcke angepasst.
Insgesamt verkürzte sich die Periode folglich von 30 auf 14 Tage.
Das erlaubt es dem Bitcoin-Netzwerk, schneller auf Änderungen der Hashrate zu reagieren. Gerade in Situationen wie 2021, als China das Mining verboten hatte, war dies von grossem Vorteil.
Ausgabe der Blockbelohnung
Hätte Satoshi die Bitcoin-Version vom November 2008 nicht angepasst, hätten Miner ihre Blockbelohnung sofort ausgeben können. Heute müssen sie 100 Blöcke warten, bis sie die neu erzeugten Coins transferieren können.
Diese Regel sorgt dafür, dass Miner keine ungültigen Blöcke erschaffen und direkt kassieren können. Erst wenn das Netzwerk den Block mehrmals bestätigt hat, gilt die Belohnung als sicher.
Transaktionsgebühren
Satoshi war in der früheren Version der einzige Miner. Er setzte die Transaktionsgebühren deshalb auf 10'000 Einheiten. Es kostete ihn entsprechend 0,01 Bitcoin, um seine Coins zu versenden. Erst mit der Veröffentlichung im Jahr 2009 konnten Nutzer die Gebühren flexibel gestalten und selbst festlegen.
Zum Glück! Denn niemand möchte heute mehrere hundert Dollar für eine Transaktion bezahlen.
Halving
Und wie sieht es mit dem Halving aus?
Ja, auch hier hat sich Satoshi noch was anderes überlegt. Anstatt alle 210'000 Blöcke halbierte sich die Blocksubvention im ursprünglichen Design alle 100'000 Blöcke.
Mit einer Blockzeit von 15 Minuten bedeutet das, dass das Halving etwa alle 3 Jahre stattgefunden hätte – und nicht wie heute etwa alle 4 Jahre.
Limit
Wer gut aufgepasst hat, stellt fest, dass Bitcoins Limit ebenfalls anders ausgesehen hätte.
Anstelle einer anfänglichen Blockbelohnung von 50 Bitcoin betrug sie 100 Bitcoin. Anstelle einer Blockzeit von 10 Minuten waren es 15 Minuten. Und anstelle von 210'000 Blöcken dauerte eine Epoche 100'000 Blöcke.
Bedeutet konkret: Bitcoin würde sein Limit nicht 2140 erreichen, sondern schon im Jahr 2090. Und Bitcoins Limit würde nicht bei 21 Millionen liegen, sondern lediglich bei 20 Millionen.
Ein kleines, jedoch wichtiges Detail.
Warum hat Satoshi wichtige Details geändert?
Obwohl Satoshi nach eigener Aussage anderthalb Jahre über diese Regeln nachgedacht hat, passte er sie in den letzten 7 Wochen vor Veröffentlichung nochmals an.
Warum hat er das getan?
Dazu hat er sich leider nie geäussert. Man kann nur vermuten: Vielleicht hat er Feedback von anderen Entwicklern erhalten. Vielleicht hat er beim Testen selbst gemerkt, dass einige Parameter angepasst werden müssen. Vielleicht war es aber auch einfach nur Zufall.
Was denkst du? Warum hat Satoshi kurz vor dem Start noch so wichtige Details geändert?
Schreib mir deine Meinung auf X!
Ich bin jedenfalls froh, dass er es getan hat. Denn wer weiss, ob Bitcoin sonst 17 Jahre überlebt hätte. Und wer weiss, ob ihn sonst eine so positive Zukunft erwartet hätte.