Netzwerkeffekte – Was hat das Metcalfesche Gesetz mit Bitcoin zu tun?

Jedes Netzwerk unterliegt Netzwerkeffekten. Diese Effekte sind dann zu beobachten, wenn die Entwicklung des betrachteten Systems positiv oder negativ verläuft, je mehr Menschen es nutzen. Denk beispielsweise an Instagram: Je mehr Menschen Bilder und Videos veröffentlichen, desto wertvoller und lebhafter wird das Netzwerk.

Generell kann sich zu jedem Netzwerk folgende Frage gestellt werden: Verändert sich der Wert eines Netzwerks bei einer Änderung der Nutzerzahl? Wenn ja, ändert er sich linear, quadratisch oder exponentiell?

Schauen wir uns verschiedene Beispiele an, wie sich ein Netzwerkeffekt auswirken kann:

Der Wert steigt nicht mit der Anzahl der Benutzer

Es gibt einige Güter bei denen der Wert des Netzwerks nicht (bzw. nur in geringem Masse) mit der Nutzerzahl steigt oder fällt. Ein Beispiel hierfür wäre etwa die Nutzung eines Fahrrads. Nutzt du dein Fahrrad, erhöht sich der Wert der Fahrräder von anderen Personen nicht. Eine leichte Wertsteigerung pro Nutzer kann vielleicht in der Entstehung neuer Fahrradwege oder ähnlichem gesehen werden. Hingegen könnte eine Zunahme an Radfahrern auf den Strassen zu einem verringerten Fahrerlebnis führen. Der Netzwerkeffekt ist also nur marginal.

Ein weiteres Beispiel könnte Luxusbekleidung sein. Hier fällt der Wert jedes einzelnen Gutes nur leicht, wenn zusätzliche Nutzer dazustossen. Wenn mehr Leute Gucci-Sandalen tragen, nimmt die Wirkung des einzigartigen Statussymbols leicht ab. Ein einzelner Kauf hat jedoch keine nennenswerte Auswirkung auf den Nutzen der anderen Personen. Auch hier ist der Netzwerkeffekt deshalb kaum zu spüren.

Der Grund ist, dass die Mitglieder des Netzwerks bei diesen zwei Beispielen nicht wirklich voneinander abhängig sind.

Der Wert steigt mit der Anzahl der Benutzer

Die meisten Netzwerkeffekte verlaufen zu einem bestimmten Grad quadratisch oder exponentiell. Das liegt an der selbstverstärkenden Wirkung von Netzwerken.

Es kann schon mit der Wahl einer Dienstleistung beginnen. Suchst du beispielsweise für deine Firma einen Reinigungsdienstleister und empfiehlst diesen bei gut verrichteter Arbeit weiter, wird sich der Reinigungsdienstleister besseres Material, besser Schulungen für die Mitarbeiter und flexiblere Einsatzzeiten leisten können. Das grössere Kundennetzwerk führt zu mehr Nutzen für alle. Was wiederum zu mehr Kunden führt. Natürlich in begrenztem Masse.

Mehr Erfolg führt zu… mehr Erfolg. So funktioniert Selbstverstärkung. Die Könige des Netzwerkeffekts sind jedoch Kommunikations- und monetäre Netzwerke.

Damit sind wir beim Metcalfeschen Gesetz angelangt.

Das Metcalfesche Gesetz

Robert Metcalfe ist der Erfinder des Ethernets. Ethernet ist eine Technik, die kabelgebundene Netzwerke zum Datenaustausch ermöglicht. Du nutzt es, wenn du deinen Computer per Kabel ans Internet anschliesst.

Anders gesagt: Wenn du früher viel Spass auf LAN-Partys hattest, bist du nicht nur alt, sondern kannst auch Robert Metcalfe für deine Erfahrungen danken. 😉

Metcalfe erkannte, dass sich der Wert eines Datennetzwerkes proportional zum Quadrat der Anzahl verbundener Endgeräte entwickelte, die Kosten sich jedoch nur linear entwickelten. Das liegt daran, dass jeder neue Teilnehmer im Netzwerk eine bestimmte Anzahl neuer Verbindungen aufbauen kann, die grösser ist, wenn das Netzwerk bereits vorher grösser war. Je grösser also das Netzwerk, desto mehr mögliche Verbindungen für neue Teilnehmer. Untenstehend ein Bild zur Veranschaulichung. Die Telefone repräsentieren die Anzahl Nutzer und die Linien die Verbindungen.

Lass uns eine ganz kurze Exkursion in die Mathematik dahinter unternehmen:

Die Formel für das Metcalfe’s Law lautet: U = n(n-1) = n²-n

U steht für den Nutzwert, n steht für die Anzahl der Nutzer und -1 verdeutlicht, dass man keine Verbindung zu sich selbst herstellen kann.

Geht man nun von einem einzigen Nutzer im Netzwerk aus, ist der Nutzwert = 1²-1 = 0. Das ist klar, denn wenn du der einzige Mensch mit einem Telefon bist, kannst du damit wenig anstellen. Der Nutzwert des Netzwerkes ist 0. Bei 2 Nutzern haben wir 2²-2 = 2. Es werden in diesem Fall die möglichen Verbindungen gemessen. Nämlich von Nutzer A nach Nutzer B und wieder von Nutzer B nach Nutzer A.

Bei 3 Nutzern steigt die Anzahl der möglichen Verbindungen bereits auf 3²-3 = 6. Bei 4 Nutzern 4²-4= 12. Der Nutzwert des Netzwerkes nimmt langsam Fahrt auf und wächst quadratisch an.

Interessant wird es bei grösseren Zahlen. 50 Nutzer bedeuten bereits einen Wert von 2'450. 600 bedeuten 359'400. Und 80'000 Nutzer geben einen Nutzwert von 6'399'920'000. Je grösser die Zahl der Nutzer, desto mehr nähert sich die Formel der vereinfachten Form von U=n², also Nutzwert gleich Anzahl Nutzer im Quadrat an.

Netzwerkeffekte bei Bitcoin

Generell lassen sich die Beobachtungen von Robert Metcalfe auch auf Zahlungsnetzwerke übertragen. Je mehr Nutzer, desto mehr mögliche Verbindungen, desto mehr Entwicklung, desto mehr Marktanteil, desto mehr Nutzer. Das ist die selbstverstärkende Magie eines Netzwerks.

Man kann das Metcalfesche Gesetz auch ganz konkret auf Bitcoin anwenden. Der Nutzen von Bitcoin steigt quadratisch mit jedem Teilnehmer, der ein neuer Knotenpunkt ist und Zahlungen versenden und empfangen kann.

Der Netzwerkeffekt nach Metcalfe ist jedoch nicht der einzige Netzwerkeffekt, der bei Bitcoin zum Tragen kommt. Verschiedene Metriken verstärken den Netzwerkeffekt, der zur Selbstverstärkung des Bitcoin Netzwerkes führt. Das wären beispielsweise:

·       Die Anzahl der Sparer: Jeder zusätzliche Nutzer verstärkt das Netzwerk nicht nur durch den gesteigerten Nutzen nach Robert Metcalfe. Auch Effekte wie Social Proof helfen Bitcoin. Wenn du jemanden kennst, der bereits einen Teil seines Vermögens in Bitcoin anspart, wirst du eher bereit sein, ebenfalls einen Teil deines Vermögens in Bitcoin anzusparen.

·       Die Anzahl der Node-Betreiber: Je mehr Nutzer sich über Bitcoin informieren und entscheiden, eine Node zu betreiben, desto höher die Dezentralität und Sicherheit im Netzwerk. Je höher die Sicherheit im Netzwerk, desto mehr Leute Vertrauen Bitcoin und werden sich wiederum mit dem Thema auseinandersetzen.

·       Die Anzahl der Zugänge: Je mehr Möglichkeiten es für den Zugang zu Bitcoin gibt, desto einfacher wird die erste Investition. Mehr Banken, Börsen und Institutionen, die Bitcoin anbieten, bedeuten eine Vereinfachung des Zugangs.

·       Die Anzahl der Annahmestellen: Noch sind sie exotisch, die Orte an denen man mit Bitcoin zahlen kann. Je mehr es werden, desto bessere technische Lösungen wird es geben. Auch werde mit der Zeit Dinge, wie zum Beispiel die richtige Versteuerung der Einnahmen, einfacher.

·       Die Anzahl der Entwickler: Eine starke Entwicklergemeinde macht den Erfolg und die Innovation von Bitcoin aus. Je mehr und je besser die Developer, desto sicherer das Netzwerk, desto einfacher der Zugang, desto mehr Annahmestelle und desto einfacher wird es, eine Node zu betreiben.

Jeder einzelne Punkt führt zu mehr Nutzern und verstärkt das Netzwerk nochmals.

Fazit

Netzwerkeffekte bauen sich über die Zeit auf. Wenn jedoch eine kritische Marke erreicht ist, kann sich eine quadratische Entwicklung schnell zu einem exponentiellem Wachstum entwickeln.

Sobald viele Menschen ein Produkt nutzen, welches einem Netzwerkeffekt unterliegt, wird es für neue Konkurrenten auf dem Markt sehr schwer. Oder erinnerst du dich noch an das soziale Netzwerk google+? Wie viel Marktanteil hat das Betriebssystem Linux? Beide sind daran gescheitert, weil bestehende Konkurrenten bereits viele Nutzer hatten.

Dieser Nutzen durch die reine Anzahl der Nutzer war genug, um eventuelle Vorteile der Konkurrenzprodukte irrelevant zu machen. Es braucht schon eine grosse Innovation, um einen grossen bestehenden Player zu verdrängen.

Wir von BitcoinReise sind überzeugt: Altcoins bringen die Innovation nicht mit, um Bitcoin zu verdrängen. Allerdings bringt Bitcoin die Innovation mit, um vielleicht das Fiatsystem und damit das aktuell grösste monatäre Netzwerk zu verdrängen.

Geniess die BitcoinReise und bis zum nächsten Mal.

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